In dem Social Software Projekt gehen wir von der Annahme aus, dass Social Software Potenziale für kollaboratives und partizipatives Lernen mit sich bringt. Da tatsächliches partizipatives und kollaboratives Lernen auf Freiwilligkeit (Mayrberger, 2012) basiert, lassen sich partizipative und kollaborative Lernformen nur schwer in formale Lehr- und Lernprozesse integrieren. Wird Social Software als Erweiterung in die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen aufgenommen, wird nicht nur ein verändertes Lernen mit Medien gefördert (didaktisches Potenzial), sondern zugleich ein verändertes Lernen erforderlich und ein partizipatives Lernen herausgefordert.
- Zum Begriff der Partizipation
Unter Partizipation oder Beteiligung wird allgemein eine Form von Teilnahme von Einzelnen oder Gruppen an Entscheidungsprozessen verstanden. Partizipation betrifft im Allgemeinen das Verhältnis der Akteure zueinander und die Machtverteilung zwischen ihnen. Die Verteilung von Entscheidungsmacht zeigt sich nach Urban (2005) erst dann, wenn Uneinigkeit besteht, Aushandlungsprozesse gestaltet und Entscheidungen getroffen werden müssen. Der tatsächliche Partizipationsraum der jeweiligen Akteure zeigt sich dann im Umgang mit den auftretenden Diskrepanzen.
Im Umgang mit Social Software wird unter dem Aspekt der Partizipation von den Beteiligten ein höheres Mass an Mitwirkung, Mit- und Selbstbestimmung bis hin zur Selbstorganisation verlangt, im Vergleich zu traditionelleren Lernformaten.
- Zum Begriff der Kollaboration
Laister und Kober (2002) definieren kollaboratives Lernen als „collaborative learning in general is defined as any kind of group in which there are some meaningful learning interactions betweens learners.“ Kollaboratives Lernen setzt ein gemeinsames Verständnis des Ziels bzw. der Aufgabe voraus, „… it is the effort toward shared understanding that constitutes the real motor of collaborative learning: the intrinsic effort of an individual to understand what the other means drives cognitive and dialogic activities that in turn enable cognitive changes in this individual. Reaching a shared understanding among the participants is one of the central elements in successful collaboration.“ (Teasley & Roschelle, 1993 zit. nach Järvelä & Järvenoja 2011, S. 353).
Beim kollaborativen Lernen stehen somit der gemeinsame Lernprozess, die Kommunikation der Gruppenmitglieder untereinander und die Erarbeitung einer gemeinsamen Wissensbasis im Vordergrund.
Im Rahmen des Social Software Projektes wurden folgende Teilprojekte mit dem Schwerpunkt auf kollaboratives und partizipatives Lernen umgesetzt:
Aufbau einer Tabelle
MOOC | WIKIade |
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Ziel | Öffnung der uni-internen Infrastruktur (Informationsvermittlung) in zwei Schritten:
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Studierende diskutieren spielerisch ihre Studieninhalte in Form eines fakultätsübergreifenden Wettbewerbs |
Kooperationen | Fakultäten der FernUniversität in Hagen
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Fakultäten der FernUniversität in Hagen
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Publikationen |
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Blogbeiträge |
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Ein MOOC für alle 84.000 FernUni-Studierenden
„Interdisziplinärer Diskurs zur digitalen Gesellschaft“ – Vierwöchiger Onlinekurs ist Teil des Forschungsprojekts „Social Software“
MOOC ist die Abkürzung für Massive Open Online Course. Die FernUniversität in Hagen hat einen solchen MOOC im April und Mai 2013 in Form eines vierwöchigen „Interdisziplinären Diskurses zur digitalen Gesellschaft“ über die Lernplattform moodle angeboten. Alle vier Fakultäten waren an diesem MOOC beteiligt und alle Studierendenden der FernUniversität zur Teilnahme eingeladen.
Am Anfang jeder Woche gab es ein rund 15-minütiges Impulsreferat und thematisch daran anschließend eine Aufgabe. Als Studienleistung wurde der MOOC zwar nicht anerkannt, aber wer „am Ball“ bleibt, alle vier Aufgaben löst und am Ende einen Erfahrungsbericht in moodle hochlud, erhielt ein Teilnahmezertifikat.
Zur Bearbeitung der Aufgaben standen den Studierenden in diesem MOOC nicht nur verschiedene Hintergrundinformationen, z. B. in Form von Texten und Videos, zur Verfügung. Sie konnten außerdem über verschiedene Social-Software-Tools – zum Beispiel den Kurznachrichtendienst Twitter oder die Plattform Scoop.it – ihre Ideen und Gedanken mit den anderen Teilnehmenden diskutieren, eigene Beiträge veröffentlichen und die der anderen analysieren.
„Hauptzielgruppe sind unsere Studierenden“
MOOCs werden bereits von Hochschulen, Institutionen und Unternehmen weltweit eingesetzt. Nicht immer erfolgreich. „Viele dieser Angebote scheitern daran, dass sie nicht strukturiert sind, die Zielgruppe nicht klar definiert und vor allem zu groß ist“, weiß der Bildungswissenschaftler. Deshalb war der erste MOOC der FernUniversität ein Angebot für unsere Hauptzielgruppe – für die rund 84.000 Studierenden.
Die Ergebnisse aus diesem ersten MOOC werden im Anschluss auf der Seite http://mooc.fernuni-hagen.de veröffentlicht und stehen allen Interessierten – auch Nicht-Studierenden – offen.
WIKIade
Auf der Wiki-Plattform der FernUniversität in Hagen, der Wikiade, wird zu einem Austausch der Studieninhalte aus den Studienbriefen durch Studierende und
Lehrende aller Fakultäten der FernUniversität in Hagen angeregt. Die Teilnahme ist freiwillig und erfolgt in einem informellen Rahmen. Die Studierenden lernen aus eigenem Interesse und organisieren die Lerninhalte selbst.
Die Wikiade soll Studierende dazu motivieren, sich über Lerninhalte zu verständigen bzw. diese kollaborativ zu reflektieren und auf neue Umgebungen übertragen. Lehrende erhalten über das Wiki Feedback zum Wissens- und Verständnisstand ihrer Studierenden.
Als universitätsinterner, aber fakultätsübergreifender Wettkampf soll die Wikiade im WS 2014/15 (01.10.2014-31.03.2015) umgesetzt werden. Über diesen gesamten Zeitraum wird der Prozess des Austausches durch den Einsatz verschiedener motivationaler Elemente, wie differenzierter Hilfeoptionen, individuelle und kollaborative Wettbewerbe und Video-Tutorials mit Infotainment-Elementen, unterstützt.
eingebunden mit Embedded Video
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